Einzug der Bundeswehr in die Prinz-Heinrich-Kaserne

 

Ab 6. August 1971 verfügte die Bundesrepublik Deutschland wieder über die Kaserne.

Hier ein Auszug aus der Chronik des Bataillons:

"Zur Vorbereitung der Verlegung an den neuen Standort war bereits ab Juni ein Vorkammando nach Lenggries kommandiert worden. Am 10. Oktober 1973 marschierte das Bataillon mit Musik durch die beflaggten Straßen der Gemeinde Lenggries und anschliessend erfolgte im Rahmen eines feierlichen Appells die Übergabe der Kaserne an das Bataillon durch den Befehlshaber im Wehrbereich VI. Personell hatte das Bataillon 1973 eine Durchschnittsstärke von 39 Offizieren, 292 Unteroffizieren und 634 Mannschaften. Also eine Gesamtstärke von 965 Mann. Hierzu kamen etwa 20 Zivilbedienstete."


Anläßlich der Eröffnung schrieb Gregor Dorfmeister vom "Tölzer Kurier" am 9.10.73: (Originalartikel hier)

"Flak-Soldaten visieren das Edelweiss an -
Lenggries südlichste Luftwaffengarnison"

Das hätten sich die Lenggrieser nicht träumen lassen: Ab Mittwoch, den 10. Oktober 1973 sind sie südlichste Luftwaffengarnison der Bundesrepublik. In den letzten Tagen und Wochen sind in der noch aus dem 3. Reich stammenden und 1945 so gut wie unversehrt in die Hand der damals einrückenden US-Truppen gefallene Prinz-Heinrich-Kaserne am Fuße des Braunecks die 900 Soldaten des bisher in Lindau stationieren FlaRak-Bataillons 33 eingezogen. Die Kaserne wurde von Grund auf renoviert und modernisiert und dürfte noch für ein gutes Jahr Baustelle bleiben. (...) Nachdem die amerikanischen Streitkräfte den Standort Lenggries aufgegeben hatten, und bekannt geworden war, daß die Bundeswehr die prachtvoll in der Isarwinkler Berglandschaft gelegene Kaserne übernehmen werde, hatten viele Lenggrieser gehofft, daß mit dem Einzug eines "Jagerbataillons" alsbald alte Traditionsbindungen neu aufleben würden. Tatsächlich aber dürfte die Fremdenverkehrsgemeinde zwischen Geierstein und Brauneck mit dem FlaRak-Bataillon das weitaus bessere Los gezogen haben.

Die Truppe braucht nämlich weit weniger Umgriff, als ihn Gebirgsjäger aufgrund ihrer besonderen Aufgaben als Übungsgelände hätten beanspruchen müssen. Des weiteren bietet der Umstand, daß das FlaRak-Bataillon vorwiegend aus Zeitsoldaten besteht, auch die Gewähr dafür, daß die Kontakte zwischen Soldaten und Zivilbevölkerung das Zusammenleben im kommunalen Bereich und im Vereinsleben sich enger gestalten, als dies sonst üblich ist.

Anläßlich seines Abschiedes aus Lindau widmete die "Lindauer Zeitung" dem scheidenden Batallon mehrere große Berichte, in denen immer wieder zum Ausdruck kam, wie eng sich die Stadt ihrer Garnison verbunden fühlte. Da erinnerte man sich dankbar der Hilfen, die die Stadt Lindau anläßlich der Hochwasserkatastrophe 1965 vom FlaRak-Bataillon 33 empfangen hatte und betonte: "Man war stets zur Stelle, wenn es galt, bei Sportveranstaltungen zu helfen, man steuerte Unterstützung bei im Kampf gegen Schnee, und man umsorgte bedürftige Menschen zur Weihnachtszeit."

In Lenggries soll es, wenn es nach den Vorstellungen des Bataillon-Kommandeurs Oberstleutnant Manfred Müller (38) geht, im Zusammenleben von Kommune und Garnison nicht anders sein. "Wir hoffen auf Unterstützung in unseren Belangen und wir werden mit unserem Gerät und unseren Männern zur Hilfe bereit stehen, wenn sie gebraucht wird!"

Die Luftwaffensoldaten sollen sich in Lenggries zu Hause fühlen. Und ihre große Hoffnung ist es, dass sie dereinst, als erste Luftwaffeneinheit in der Geschichte das Edelweiß im Bataillonsabzeichen führen dürfen. In dem großen, handgeschnitzten Emblem, das Oberstleutnant Müller am morgigen Nachmittag dem Lenggrieser Bürgermeister Dr. Kaspar Seibold zum Einstand überreichen wird, ist das Edelweiß neben der Lindauer Linde und dem Flak-Symbol vorsorglich schon enthalten.

Im Augenblick heisst es für das FlaRak-Bataillon 33, auch nach dem feierlichen Einzug im Lenggrieser Standort an allen Ecken und Enden noch zu improvisieren. Die mit vier Kampfbatterien des Systems HAWK ausgerüstete Truppe, die mit 350 Großfahrzeugen voll motorisiert ist, hat zwar mit der Lenggrieser Kaserne ihre bleibende Unterkunft erhalten, die bei Kleinhartpenning und Deining geplanten Stellungen für je zwei Batterien gibt es jedoch im Augenblick nur auf dem Papier.

Der "Kampf um den Schönberg" – unseren Lesern aus vielen Veröffentlichungen bekannt – hat den seit langem geplanten Bau der dortigen Raketenstellung verzögert. Oberstleutnant Müller: "Ich glaube, daß wir dort keinen unüberwindbaren Schwierigkeiten mehr begegnen. Aber wir werden nicht vor Ende des nächsten Jahres Stellung beziehen können!" Das heißt, daß sich das Bataillon mit einer provisorischen Unterbringung seiner vier Kampfbatterien begnügen muß. Noch im Oktober will jedoch der Kommandeur wieder die Einsatzbereitschaft seiner Truppe an die NATO melden, der das FlaRak-Bataillon 33 voll unterstellt ist.

Im Augenblick genießt das Lenggrieser Bataillon "Gastfreundschaft" auf dem Truppenübungsplatz Murnuau/Spatzenhausen, wo Teile der Batterie provisorisch Stellung bezogen haben. "Das bedingt natürlich viel Fahrerei zwischen Murnau und Lenggries", bedauert Oberstleutnant Müller. Er hofft, daß solche Provisorien nicht von Dauer sind.

Im übrigen spricht aus den Worten des Kommandeurs in diesen Tagen vor allem die Bewunderung für den neuen Garnisonsstandort. "Lenggries ist zweifellos einer der schönsten Standorte der Luftwaffe!" Eine Auswirkung dessen haben Oberstleutnant Müller und seine Mitarbeiter schon erfahren: Zu den Aufgaben des Bataillons im kommenden Winter gehört die Ausrichtung und Organisation der Divisions-Skimeisterschaften am Brauneck.

 


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